Kunst HF
Öffentliche Veranstaltungen
Geh mir nur ein wenig aus der Sonne, so behauptet Diogenes sein Territorium gegenüber Alexander dem Grossen. Der geübte Feriengast jedoch der morgens in aller Frühe sein Handtuch auslegt, markiert sein Territorium fürs spätere Sonnenbad.
Dieser doch eher amüsante Kampf um den Platz an der Sonne zeigt sich im Zeitalter der Gentrifizierung der Grossstädte dem Wiedererstarken der Nationalstaaten, den Flüchtlingsströmen und dem allgemeinen Hunger nach Land und dessen Bodenschätzen, als grundlegend für die Beschreibung der aktuellen Welt. Letztendlich ist sogar die Debatte um den Schutz des geistigen Eigentums eine territoriale Frage.
Territorium ist eine Ausstellung über physische und psychische Gebiete. In ihr werden Raumstrukturen gezeigt, die sich erst durch ihre «Bewohner» manifestieren. So wird das Gebiet erst durch einen Besitz, Macht oder Hoheitsanspruch zum Territorium. Die Grenzen eines Territoriums werden durch Markierungen bzw. Codes gekennzeichnet, welche in der Wahl der Mittel sehr unterschiedlich sind, wie etwa die Urinmarke, das Graffiti oder auch die trumpsche Mauer...
In der Regel werden diese Codes nur von der selben Spezies, dem Konkurrenten wahrgenommen: Uns z.B. ist das tsi-da...tsi.da... der Reviergesang der männlichen Kohlmeise nicht als Abgrenzungsversuch geläufig, während der mexikanische Kolibri die trumpsche Mauer höchstens als Zwischenlandeplatz wahrnehmen wird. Die Grösse eines Territoriums ist sehr variabel und reicht von der Intimzone bis zur Staatsgrenze im Absurdistan.
In der Ausstellung in der
Kunsthalle Schlieren wird die Topographie verschiedener Territorien wie der Standpunkt, das Bett, die Wohnung, das Haus, die Insel, aber auch, der Äther, der unentdeckte innere Kontinent oder das Paradies exemplarisch erkundet.
Teilnehmende Künstler_innen: Jennifer Bennett, John Bock, Andreas Dobler (F+F Dozent), Isabelle Fein, Georg Herold, Roland Hotz, Monika Michalko, Peter Piller, David Renggli, Susanne Sauter, Martin Senn, Wolfgang Tillmans, Sebastian Zarius, Kuratiert von Peter Lynen, Ingrid Scherr