Doris Stauffer – die F+F-Mitbegründerin – kommt zu Besuch. Im Gespräch mit ihr und mit Mara Züst, der Mitherausgeberin der 2016 erschienenen umfangreichen Publikation zu Doris Stauffers Schaffen, soll versucht werden, herauszufinden, was denn für sie in den 1970er Jahren wichtig war in der Kunst, im Leben. Inwiefern unterscheidet sich die heutige F+F von der damaligen Zeit? Kann überhaupt verglichen werden? Und inwiefern sind solche Vergleiche spannend und können auch wieder produktiv genutzt werden?
Doris Stauffer: «Fotografin, Musikerin, Mannequin, Babyschwester, Erzieherin, Verkäuferin, Hausfrau, Hausfrau, Hausfrau, Hausfrau, Hausfrau – Demonstrantin!»
1969 veränderte das Leben von Doris Stauffer grundlegend: Sie, damals Hausfrau und Mutter dreier Kinder, entschloss sich, der im Entstehen begriffenen Frauenbefreiungsbewegung FBB beizutreten. Kurz darauf begann sie an der Fachklasse Farbe und Form der Kunstgewerbeschule Zürich (KGSZ) den Kurs Teamwork zu unterrichten. Doch folgte bald schon ein monatelanges Seilziehen um den Kurs wie auch um die Weiterführung der Fachklasse im allgemeinen, das mit der Kündigung von Doris und weiteren Farbe und Form-Verantwortlichen endete. Was folgte war 1971 die Gründung F+F Schule für experimentelle Gestaltung, mit Doris als Mitbegründerin. Die erste Kursreihe umfasste: 5 Grundkurse und 6 Sonderkurse in Visueller Kommunikation, Information, Environment, Teamwork, schöpferischem Denken und Arbeiten nach eigener Thematik.
An der neuen Schule bot Doris zunächst weiterhin ihren Kurs
Teamwork an, daneben unterrichtete sie in den frühen Jahren der neuen Schule Kurse wie
Sensibilisierungsübungen,
Das Langstrassenquartier,
Ready Made oder
Provokationen. Ab 1977 kam zudem der Frauen vorbehaltene
Hexenkurs dazu, den sie aufgrund von Spannungen innerhalb der F+F bald privat weiterführte. 1980 – offiziell ist dazu das Jahr 1981 vermerkt – trat Doris aus dem Unterrichtsbetrieb zurück.
Doris Stauffer: *1934. 1951–55 Vorkurs und Fachklasse Fotografie an der KGSZ. 1954 Heirat mit Serge Stauffer. 1955–59 Geburt der Kinder Salome, Monika Thais und Veit. 1956 Beginn eigener künstlerischer Arbeit. 1968 Mitbegründerin der
Frauenbefreiungsbewegung FBB. Ab 1969 tätig als Lehrerin an der Klasse Farbe und Form (KGSZ); erste
Teamwork-Kurse. 1971 Mitbegründerin der
F+F Schule für experimentelle Gestaltung. Bis 1981 Unterricht an der F+F. Ab den frühen 1970er-Jahren unregelmässig als freie Journalistin tätig. 1975 Mitinitiantin der Ausstellung
Frauen sehen Frauen,
Zürich. 1977–80 Durchführung von Hexenkursen. 1981–88 Weiterführung der eigenen künstlerischen Arbeit Eat Art. 1989 Tod von Serge Stauffer. 2000–10 Kolumnistin bei
Kontacht. 2015 von der Stadt Zürich mit dem Preis für allgemeine kulturelle Verdienste ausgezeichnet. Lebt in Zürich.
Mara Züst: *1976. Studium Visuelle Kommunikation FH/Theorie der Gestaltung und Kunst (ZHdK) sowie MA-Studium der Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Zürich. Tätig als Kulturvermittlerin, Kuratorin und Künstlerin, Verantwortliche des Nachlasses Andreas Züst. In Zusammenarbeit mit Simone Koller entstand 2014 die Ausstellung
Doris Stauffer. der januar, der februar, der märz, die april, die mai, die welt, Les Complices*, Zürich, wie auch 2015 die Publikation
Doris Stauffer – Eine Monografie, Scheidegger & Spiess, Zürich.