Marvin Jumo studiert an der F+F im vierten Semester Fotografie HF.
Eine Fotokamera, die er auf den Geburtstag geschenkt bekam, ist
Marvin Jumos früheste Erinnerung an den ersten Kontakt mit Fotografie. Er packte die Kamera aus und knipste sofort drauf los. Sein erstes Motiv? Einer der Gäste. Ein Geburtstagsgast probierte mit ihm die Kamera aus und liess sich ablichten: Marvins erstes Portraitfoto war entstanden. Die neu-entdeckte Faszination am Medium der Fotografie liess ihn auch Jahre nach jener Geburtstagsfeier nicht los. Auch der Darstellung des Menschen – in all seinen Facetten – durch die Portraitfotografie sollte eine wichtige Rolle zukommen und sich zu einem festen Bestandteil seiner Werke entwickeln.
Nach zunächst anderen beruflichen Stationen fern der Fotografie, als Landschaftsgärtner etwa oder auf dem Bau, folgte er seinem inneren Wunsch, sich vertieft mit Fotografie auseinanderzusetzen und meldete sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an der F+F an. Die Offenheit, das Familiäre und die Überschaubarkeit der Schule sprachen ihn an.
Den besten Ratschlag, den Marvin an der F+F erhalten hat, war, «einfach mal zu machen» und «sich zu trauen, auf Leute zuzugehen, Dinge zu tun, von denen man denkt, dass sie nicht funktionieren würden und an den Erfahrungen zu wachsen». Diesen Ratschlag in die Tat umgesetzt hat er beispielsweise in seinem Projekt «Lochergut», das in Auszügen während der Jahresausstellung 2021/22 an der F+F zu sehen war. Für die «Lochergut»-Portraits hat er spät abends ihm unbekannte Menschen auf den Strassen des gleichnamigen Zürcher Quartiers angesprochen, «für die Kamera gewinnen können und gemeinsam [je] ein Bild kreiert.» Entstanden sind dabei authentische Portraits, Momentaufnahmen, die die Menschen in einem Augenblick ihres Alltags zeigen. Die Portraits widerspiegeln aber auch Marvins Empathie, seine feinfühligen Interaktionen mit den Passanten. Er erinnert sich: «Leute haben Freude, wenn man sie anspricht, [man] menschlich ist und Interesse zeigt.».
Durch das Studium an der F+F habe Marvin technisch sehr viel dazulernen und sich ein Know-how für die Berufspraxis aneignen können, «womit ich mehr Professionalität an den Tag legen kann, wenn ich an ein Fotoshooting gehe.» Er fühlt sich durch die F+F «standfester in der Materie der Fotografie.»
Am Unterricht schätzt Marvin die gute Begleitung und das stets «offene Ohr» der Dozierenden. Als Richtlinien bevorzugende Person übt Marvin neben dem Lob auch Kritik: Er empfindet den «auf das Experimentelle ausgelegten Unterricht» manchmal als «zu offen, zu experimentell». Zusammenfassend würde er die F+F in drei (oder eher vier) Worten als «skurril, familiär und nicht fassbar» beschreiben.
Auch für die Zeit nach der F+F hegt Marvin schon Pläne. «Mein Ziel ist es, etwas mit den Bildern zu bewegen.» Im Fotojournalismus beispielsweise würde er gerne Fuss fassen. Marvin interessiert sich für Tabuthemen, fordernde Situationen und Krisengebiete. Solche Orte würde er gerne aufsuchen, um fotografisch davon zu erzählen: «Diesen Wunsch trage ich schon seit Jahren in mir.»
Text: Anamaria Novak