Stefan Kaegi, Alumnus der Kunstklasse der F+F.
Heute ist Stefan Kaegi Regisseur und Autor, mit dem Theaterkollektiv Rimini Protokoll inszeniert er international. Seinen Weg zur Bühne fand Kaegi an der F+F, wo er fünf Semester studierte, Ausstellungen organisierte und sein erstes Hörspiel aufnahm.
Wäre
Stefan Kaegi nicht an der Logik gescheitert, hätte er womöglich einem Philosophiestudium den Vorrang gegeben. Stattdessen begann er „in der Provinz“ zu inszenieren, die intuitiv entstandenen Theaterprojekte führten ihn an die F+F. «Die Entscheidung, in die Kunst einzusteigen, war für mich radikal». Kaegi ist Autodidakt; dort, wo er aufwuchs, spielte Kunst keine Rolle. «An die HGK (heute ZHdK) wagte ich mich also gar nicht erst. Von der F+F hiess es, man müsse nur gut ‘schnurre’ können – und das konnte ich.» Stefan Kaegi ist heute Regisseur und Autor und arbeitet international. Gemeinsam mit Helgard Haug und Daniel Wetzel – das
Theaterkollektiv Rimini Protokoll – führt er mal als dokumentarisches Theater, mal als szenisches Hörspiel über Bühnen und durch öffentliche Räume. Stefan Kaegi befragt mit Rimini Protokoll die Realität mit jedem Stück aufs Neue und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.
Als Kaegi in den 90er Jahren an der F+F studierte, war dort Theater ein «No Go», erinnert er sich: «Man machte an der F+F Performance, aber keinen falls Theater.» Die Workshops strapazierten denn auch seine Geduld; stundenlanges Schweigen oder einen Meter möglichst langsam zurücklegen, das war nichts für den umtriebigen Studenten. Gleichzeitig schätzte er die Workshops der internationalen Gäste und die Wahlfreiheiten im Studium. Seine Energie entlud er in eigenen Projekten: Er lancierte gemeinsam mit der Performerin
Regula J. Kopp einen Ausstellungsraum im Zürcher Bahnhof Selnau und stellte unter dem Titel
Jäger und Sammler wöchentlich neue junge Künstler*innen aus, die an wilden Vernissagen gefeiert wurden. An der Schule trafen Hausbesetzer*innen, introvertierte Maler*innen unter Genieverdacht und den Ausgleich suchende Hausfrauen aufeinander. «Wir haben uns damals nicht Studenten genannt, wir haben einfach Kunst gemacht.»
Stefan Kaegi fokussierte auf das Wechselspiel zwischen Inszenierung und Text. Am Audioschnittplatz eines Dozenten produzierte er sein erstes Hörspiel
Kugler der Fall, das ihm durch den Verkauf an mehrere Deutsche Radiosender fortan sein Studium finanzieren sollte.
Nach fünf Semestern und kurz vor dem Diplomabschluss an der F+F entschied sich Stefan Kaegi für ein Austauschsemester in Giessen – und blieb dort. Am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften begegnete er Helgard Haug und Daniel Wetzel mit denen er seit über 20 Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. In die Schweiz kehrt er gerne zurück, öfters ist er in Lausanne. «Na klar hat die F+F Spuren hinterlassen – aber wie soll man sowas messen…» Seine Zeit an der Schule dokumentiert eine schmale Akte, jedes absolvierte Semester nicht mehr als ein kleiner, oranger Aufkleber.